»Mein ganz privates Deutschland – Chemnitz« 2014 ©Frauke Frech, sz, Roi Kfir
»Mein ganz privates Deutschland« ist eine partizipative Langzeitperformance in der Frauke Frech erforscht was wir als Fremde, aber auch als Nachbar_innen in dieser Gesellschaft zu teilen haben. Von August bis Oktober 2014 verlegte ich meinen Lebensmittelpunkt nach Chemnitz. Die Stadt interessierte mich wegen ihrer Geschichte und ihres Wandels in jüngerer Zeit. Ich wollte vom Leben der Menschen erfahren und von ihnen erzählen, die diese Stadt zu dem machen was sie ist. Chemnitz – heute Stadt der Moderne, gestern produktionsstarker Standort der Textilindustrie der DDR. Marx’ Kopf wacht noch immer über das Treiben dieser Stadt – doch worauf wird heute hier gebaut? 25 Jahre nach dem Mauerfall, wurde ich zum Neuankömmling, nahm Kontakt zu ganz verschiedenen Chemnitzer_innen auf und an ihrem Alltagsleben teil, baute Brücken und führte Gespräche.
„Vieles was fremd ist, bleibt es auch. Wir leben nebeneinander, doch Berührungspunkte gibt es wenige. Wer sind die Menschen die diese Stadt prägen?“
Ich lernte viele liebenswerte Menschen kennen, die noch immer mit den Folgen der Wende kämpfen. Als in einer der wirtschaftlich stärksten Städte Deutschlands des letzten Jahrhunderts die Gesetze des Kapitalismus Einzug hielten, galt es möglichst schnell dessen Regeln zu lernen. Doch Helmut Kohls Versprechungen von den blühenden Landschaften wurden in den 90er Jahren nicht eingelöst, stattdessen wurde für viele Hartz IV Realität.
„Welche Perspektiven haben sich die Chemnitzer_innen seit der Wende geschaffen? Wann wird angepackt, wenn es sonst niemand tut?“
Chemnitzer Wanderkarte
Als nachhaltige Dokumentation meiner Arbeit in Chemnitz ist eine Collage der Stadt entstanden, die sich in ihrer dialogischen Form an Besucher- und Bewohner_innen gleichermaßen wendet und dazu einlädt, in der Stadt verloren zu gehen und so von ungewohnter Perspektive zu betrachten. Die handliche Karte setzt sich aus persönlichen Beiträgen von Chemnitzer_innen als auch Erlebnissen und Beobachtungen zusammen, die ich selbst gemacht habe. Sie gibt Raum die Geschichten der Stadt selbst weiter zu schreiben. Für einen Unkostenbeitrag von 5 Euro konnte sie vielerorts in der Stadt erworben werden.
Gemeinsam mit interessierten Chemnitzer_innen entstand ein Treffpunkt & Aktionsraum für alle, das »Chemnitz trifft sich« mit unentgeltlichen Programm:
werktags SPRECHSTUNDE und Raumgestaltung
Wir suchten eure LIEBLINGSBILDER von Chemnitz und stellten sie aus. Egal ob Foto, Collage, Zeichnung oder Malerei – ihr konntet bringen oder schicken was ihr liebt.
THEATERWORKSHOP mit Heda Beyer
EIN LAUFSTEG FÜR ALLE
Wir ließen eine Revue der anderen Art passieren – über 25 Jahre Deutsche Einheit in Chemnitz, gespickt mit erfrischenden Ausblicken und Freuden für Geist und Gaumen.
außerdem
AUF SCHRITT UND TRITT – KARL-MARX-STADT ‘89 eine Arbeit von Joerg Waehner
WANDERTAG (basierend auf der Aktion im Rahmen von »Mein ganz privates Deutschland – Augsburg«, 2014)
Welche Perlen hat Chemnitz zu bieten? Chemnitzer*innen zeigten ihre Stadt. Wir entschieden zusammen wo es hingehen soll und welchen Weg wir wählen.
WIR SIND
Workshop mit Roi Kfir, Grandhotel Cosmopolis
WIR SIND weder DAS noch EIN VOLK, sondern uns eigentlich alle fremd. In diesem Workshop sind wir uns begegnet und dem Universum der anderen etwas näher gekommen.
GEMEINSAME SACHE, GEMEINSAME SUPPE auf dem Rosenhof
»Chemnitz trifft sich«
Treffpunkt und Aktionsraum für alle:
Rosenhof 6, 09111 Chemnitz
»Mein ganz privates Deutschland – Chemnitz« entstand in enger Zusammenarbeit mit der Bürgerinitiative Chemnitzer City und wurde zum kammerMachen-Festival 08 präsentiert.
Vielen Dank für die Unterstützung allen Teilnehmer_innen, Fördernden und Sponsoren: Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Kulturbüro Chemnitz, eins energie für sachsen, GLS Zukunftsstiftung Soziales Leben, Bürgerplattform Chemnitz-Mitte, GGG und SBS Deko.